Das Thema Nahtoderfahrungen hat es nun auch in den Bereich der Philosophie geschafft. Ira Greenberg, der sich mit einer Vielzahl von Fragen über die Natur des Todes und des menschlichen Geistes beschäftigt, hat sich entschieden, Nahtoderfahrungen in sein Promotionsstudium aufzunehmen. Die daraus resultierende Dissertation wurde im Mai 2021 am University College Cork (Irland) vorgestellt.
Als Philosoph erforscht Greenberg sowohl medizinische Daten als auch die jahrhundertealten Erfahrungen der indo-tibetischen Buddhisten. Diesem Zweig des Buddhismus zufolge hängt das, was eine Person zum Zeitpunkt einer Nahtoderfahrung wahrnimmt, direkt von ihrem mentalen Training ab. Wenn die Person kein solches Training hatte, hängt die Erfahrung dann von ihrem Zustand während und vor dem Tod ab, sowie von ihrem kulturellen Hintergrund.
Andererseits definieren Mediziner den Tod nicht mehr als einen bestimmten Zeitpunkt (z. B. wenn das Herz aufhört zu schlagen, die Atmung aussetzt oder das Gehirn aufhört zu funktionieren). Der Tod ist ein Prozess, der unterbrochen werden kann. So wurden in einigen Fällen Nahtoderfahrungen auch bei fehlender Hirnaktivität beschrieben. Obwohl es natürlich auch alternative Erklärungen gibt: Es ist möglich, dass die Halluzinationen stattfanden, sobald das Gehirn seine Funktion wieder aufnahm, aber der Patient den Zeitpunkt ihres Auftretens falsch bestimmt hat.
Beweise für Nahtoderfahrungen sind immer noch selten genug, um sie wirklich verifizieren zu können. Der beste Weg das Phänomen weiter zu erforschen, ist laut Greenberg, eine physikalistische Erklärung zu suchen, aber offen für andere Möglichkeiten zu sein.