Baland Jalal, Wissenschaftler an den Universitäten Harvard und Cambridge, beschäftigt sich mit dem Thema Schlaflähmung. In einem neuen Artikel, der in der Zeitschrift Big Think veröffentlicht wurde, geht der Forscher auf viele Fragen im Zusammenhang mit diesem Phänomen ein, das 20 % der Menschen auf der Welt mindestens einmal erlebt haben.

Schlaflähmung tritt am häufigsten auf, wenn wir uns in einem Zustand von Schlafentzug befinden, wenn wir tagsüber ein Nickerchen machen oder wenn wir aufwachen, während wir uns noch in der REM-Phase (Rapid Eye Movement) befinden. Zusätzlich zu der Unfähigkeit, sich zu bewegen (was an sich schon beängstigend ist), wird diese Erfahrung oft von Halluzinationen begleitet. Zu den häufigsten Halluzinationen, die Betroffene erleben, gehören der Eindruck, sich selbst von außerhalb des eigenen Körpers zu sehen, sowie die Anwesenheit von furchterregenden Kreaturen. Jalal erklärt jedoch, dass diese beiden Fälle miteinander verwandt sind. Außerkörperliche Erfahrungen können im Labor künstlich erzeugt werden, indem die Aktivität eines bestimmten Hirnareals (der temporoparietalen Verbindung) gestört wird. Dieser Bereich ist dafür verantwortlich, dass wir zwischen dem „Selbst“ und dem „Anderen“ unterscheiden können. Während des REM-Schlafs ist er ausgeschaltet, und wir können uns selbst aus der Perspektive einer dritten Person sehen. Ähnliche Störungen können bei der Schlaflähmung auftreten.

Wenn eine Person in Schlaflähmung ein Gespenst, einen furchterregenden Schatten oder ein Monster sieht, kann es sich um eine Projektion des eigenen Körpers handeln, die sie mit einem anderen Wesen verwechselt. Diese Hypothese ist noch nicht bewiesen, aber sie stimmt mit den vorliegenden Beobachtungen überein. Jalal hat wiederholt die kulturellen Besonderheiten in der Wahrnehmung der Schlaflähmung in verschiedenen Ländern untersucht. In Dänemark zum Beispiel halten die Menschen sie für ein triviales Phänomen, das vom Gehirn aktiviert wird, während die Italiener sie mit dem Mythos der Hexe Pandafeche in Verbindung bringen. Für die Ägypter wird die Schlaflähmung durch einen Flaschengeist verursacht, der seine Opfer töten kann. Viele Ägypter haben große Angst davor, daran zu sterben und erleben die Schlaflähmung dreimal so häufig wie die Dänen.

Das Problem ist, dass  Angst die Wahrscheinlichkeit einer Schlaflähmung sowie deren Dauer erhöht und zu intensiveren Halluzinationen führt. Jalal kündigte außerdem an, dass seine neuesten Forschungsergebnisse, die in Kürze veröffentlicht werden, zeigen, dass die von Halluzinationen und kulturellen Vorstellungen begleitete Schlaflähmung echte Symptome von Trauma und Angst hervorrufen kann.

Eine der Möglichkeiten, die Schlaflähmung zu bekämpfen, ist das Rübergleiten in einen luziden Traum (LD). Sowohl die Schlaflähmung als auch das luzide Träumen werden als Phasenzustände bezeichnet, ein Konzept, das auch außerkörperliche Erfahrungen einschließt. Laut Jalal befinden sich sowohl Schlaflähmungs-Betroffene als auch luzide Träumer zwischen REM und Wachsein, aber erstere träumen, während sie wach sind, während letztere wach sind, während sie träumen. Das luzide Träumen kann einem ein Gefühl der Kontrolle über die Situation geben und somit therapeutisch sein.

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