Die vedischen Traditionen und der tibetische Buddhismus beschreiben einen besonderen Bewusstseinszustand, der während des Tiefschlafs auftritt und Sushupti genannt wird. Dabei handelt es sich um eine Art luziden Traum (LD) ohne den Traum als solchen, d. h. es gibt keine Objekte, keine Handlung und keine Körperempfindungen. Adriana Alcaraz-Sanchez, Doktorandin in Philosophie an der Universität Glasgow (UK), führte eine Pilotstudie zu diesem Thema durch.
Bei den Teilnehmern handelte es sich um fünf Personen, die in den letzten sechs Monaten ein „objektloses Bewusstsein im Schlaf“ erlebt haben. Sie beschrieben ein Vakuum oder eine Leere, die für einige die Form von Dunkelheit annahm, während sie für andere im Gegenteil ein hartes Licht darstellten. Einer der Befragten sagte, dass er ein massives Gitter sah, das ihn von allen Seiten umgab. Zwei gaben an, sich selbst nicht mehr zu kennen, und drei sprachen von einem Verschwinden ihres Körpers.
Nach der Analyse der Berichte der Teilnehmer identifizierte der Autor fünf Phasen eines solchen Traums:
- Ein gewöhnlicher unbewusster Traum.
- Die Bewusstwerdung, in der der LT auftritt.
- Die umgebende Landschaft beginnt sich aufzulösen oder zu verschwinden.
- Die Person findet sich in einer Leere wieder.
- Die Bilder tauchen wieder auf.
Wie Alcaraz-Sanchez hinzufügt, werden diese Erfahrungen auch als „bildlose luzide Träume“ bezeichnet, LT ohne Szenerie oder komplexe Bilder. In den vedischen und tibetischen Praktiken wird dieser Zustand jedoch als „reines Gewahrsein“ bezeichnet, und in der Tat bemerkten die Studienteilnehmer ein Gefühl des Friedens, das sie überkam. Die Autorin selbst bezeichnet ihre Forschung als Pilotprojekt, das bestätigt, dass dieser Bereich noch sehr wenig erforscht ist. Haben Sie schon einmal einen luziden Traum ohne Bilder erlebt?
Der Artikel wurde im August 2021 in der Zeitschrift Phenomenology and the Cognitive Sciences veröffentlicht.
