Narkolepsie ist eine neurologische Störung, die durch übermäßige Tagesschläfrigkeit, Schlaflähmung und Halluzinationen gekennzeichnet ist. Darüber hinaus haben Narkolepsie-Patienten manchmal Schwierigkeiten, die Grenze zwischen Traum und Realität zu erkennen. Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten für Narkoleptiker, sie haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, luzide Träume (LD) zu erleben und kreative Fähigkeiten zu besitzen.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Italien untersuchte den Einfluss der Coronavirus-Pandemie auf den Schlaf und verglich dabei Narkolepsie-Patienten mit einer Kontrollgruppe von gesunden Menschen. Während der Pandemie berichteten die Menschen im Allgemeinen über veränderte Schlafmuster, eine erhöhte Häufigkeit von erinnerten Träumen und eine Zunahme von Albträumen (einschließlich solcher, die mit dem Coronavirus in Verbindung standen). Beim Vergleich von Narkolepsie-Patienten mit gesunden Probanden stellten die Forscher jedoch fest, dass Narkolepsie-Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit luzide Träume hatten.
Die Autoren teilten daraufhin die luziden Träumer in „luzide Träumer mit geringer Anzahl an luziden Träumen“ und „häufige luzide Träumer“ ein. Die erste Gruppe erlebte nicht mehr als 2/3 mal im Monat luzide Träume, die zweite ein bis mehrmals pro Woche. Die „high lucid dreamers“ zeichneten häufiger Träume auf und notierten mehr Träume, die die Kreativität beeinflussten oder bei der Lösung von Problemen im Alltag halfen.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Narkolepsie, Kreativität, luzidem Träumen und der Pandemie ist noch nicht bestätigt worden. Die Autoren vermuten jedoch, dass die narkoleptischen Teilnehmer durch das luzide Träumen eine Strategie entwickelt haben, um den negativen Inhalten der Träume entgegenzuwirken (die während der Pandemiezeit vermehrt auftraten), wobei sie anmerken, dass Awareness Bewusstsein hilft, Albträume abzuwehren.
Die Autoren fügten jedoch hinzu, dass es unter anderem wegen der kleinen Stichprobe zu früh ist, um endgültige Schlussfolgerungen aus ihrer Arbeit zu ziehen. Narkolepsie ist eine seltene Krankheit (sie betrifft 0,02-0,06 % der Erwachsenen), und als solche fanden die Forscher nur 43 Betroffene, die an ihrer Studie teilnahmen (sowie 86 gesunde Teilnehmer).
Der Artikel wurde in der Zeitschrift Frontiers in Psychology im Mai 2021 veröffentlicht.