Baland Jalal von der University of Cambridge in England hat mehrere Studien über die kulturellen Auswirkungen der Schlafparalyse in verschiedenen Ländern durchgeführt. Diesmal nahm sich der Forscher Italien an und untersuchte die Erfahrungen der Italiener mit diesem Phänomen. Der Autor stellte die Hypothese auf, dass die übernatürlichen Vorstellungen über die Natur der Schlaflähmung, die unter Italienern weit verbreitet sind, die Verbreitung dieses Phänomens beeinflussen würden.
Jalal und seine Kollegen führten eine Umfrage unter 67 Befragten aus der Region Abruzzen durch. Diese Gegend ist für seine reichen folkloristischen Traditionen bekannt. Alle Teilnehmer hatten mindestens einmal in ihrem Leben eine Schlaflähmung erlebt. Wie die Autoren feststellten, berichteten die Italiener über eine hohe Inzidenz von Schlaflähmungen im Laufe ihres Lebens – etwa 21 Vorfälle pro Befragtem.
Die Autoren wiesen auch darauf hin, wie vielfältig und eindrucksvoll die Erfahrungen der Italiener waren. Mehr als ein Drittel von ihnen assoziierte dieses Phänomen mit der lokalen Legende von Pandafeche – einer Hexe, die in Form einer Katze oder einer Frau erscheint. Etwa 42% der Befragten gaben an, dass sie Angst hatten, an einer Schlaflähmung zu sterben.
Von den Teilnehmern sahen 78 % seltsame Halluzinationen, darunter: eine rote Hand, fluoreszierende Augen, ein Haarbüschel, das sich in der Luft bewegte, den eigenen Körper, der von einem Tiger gefressen wurde, und Außerirdische aus dem All. Während der Schlafparalyse erlebten viele von ihnen intensive Emotionen, die von Aufregung bis hin zu Wut reichten. Dies legt nahe, dass nicht nur kulturelle Traditionen, sondern auch nationale Temperamente die Wahrnehmung dieses Zustandes beeinflussen.
Die Studie wurde im März 2020 in Transcultural Psychiatry veröffentlicht.