Autismus gilt als eine Persönlichkeitsstörung, die Schwierigkeiten mit der sozialen Interaktion sowie der Selbstwahrnehmung mit sich bringt. Britische Wissenschaftler der Anglia Ruskin University unter der Leitung von Cari-lène Mul führten ein Experiment durch, bei dem die Illusion einer außerkörperlichen Erfahrung erzeugt wurde, um das Gefühl von Autisten für die Grenzen ihres eigenen Körpers zu untersuchen und sie mit nicht-autistischen Menschen zu vergleichen.
Experimente zur Nachahmung außerkörperlicher Erfahrungen werden verwendet, um deren Auswirkungen auf das Gehirn und das menschliche Verhalten zu untersuchen. Dies ist jedoch das erste Mal, dass ein solches Experiment an Menschen mit einer schweren Persönlichkeitsstörung wie Autismus durchgeführt wurde. Während des Experiments mussten sich 51 Teilnehmer, von denen 22 als auf dem Autismus-Spektrum stehend diagnostiziert wurden, mit ihrem virtuellen Körper identifizieren, der durch eine Virtual-Reality-Brille übertragen wurde.
Die Ergebnisse des Experiments ließen die Wissenschaftler etwas ratlos zurück. Es stellte sich heraus, dass der Out-of-Body-Effekt bei Menschen mit der Persönlichkeitsstörung nicht sehr ausgeprägt war. Autistische Menschen nahmen den virtuellen Avatar nicht als ihren eigenen Körper wahr und konnten die Illusion einer außerkörperlichen Erfahrung nicht erleben.
Die Forscher erklären dieses Ergebnis mit einem Mangel an Selbstwertgefühl und Körperbewusstsein. Es kann auch Aufschluss darüber geben, warum Menschen mit dieser Störung keine soziale Distanz zu anderen einhalten. Die Autoren der Studie behaupten, dass die Grenzen ihres „Ichs“ im Raum viel kleiner sind als die von normalen Menschen, was ihre Interaktion mit der Welt in einer störenden Weise beeinflussen kann. Es gibt noch keine Forschung darüber, ob dies Auswirkungen darauf hat, wie Autisten andere Phasenzustände wahrnehmen – ob sie vielleicht luzide Träume haben oder Schlaflähmungen erleben. Solche Forschungen könnten jedoch die Natur der Persönlichkeits- und Sozialstörung noch weiter enthüllen..
Die Studie wurde 2019 in der Zeitschrift Autism veröffentlicht: https://doi.org/10.1177%2F1362361319838950