Die transkranielle Magnetstimulation mit elektrischem Strom ist ein weltweit häufig eingesetztes Werkzeug in der wissenschaftlichen Forschung. Insbesondere wurde sie in Experimenten zur Induktion von luziden Träumen eingesetzt, um die Gehirnaktivität zu regulieren. Bislang gilt diese Methode als relativ sicher. Nur ein Fall mit schweren neurologischen Folgen wurde berichtet. Ansonsten waren die Nebenwirkungen nicht gefährlich und verschwanden unmittelbar nach den Experimenten.

Im November 2020 veröffentlichte Sandra Boccard-Binet, eine Neurowissenschaftlerin der Universität Oxford, jedoch einen Artikel, der die schlimmen Folgen solcher Experimente am eigenen Beispiel aufzeigte. Im Jahr 2012 nahm Boccard-Binet freiwillig an einer Forschungsstudie teil, bei der transkranielle Stimulation eingesetzt wurde. Das Experiment bestand aus zwei Programmen, die jeweils aus acht eineinhalbminütigen Stimulationssitzungen mit Strömen von 750 μA, 6 Hz bzw. 70 Hz bestanden. Unter dem Einfluss des Stroms wurde sie gebeten, eine Aufgabe zur Beurteilung von Aufmerksamkeit und Konzentration auszuführen.

Das Experiment war erfolgreich, aber drei Wochen nach dessen Ende spürte Boccard-Binet eine Veränderung in ihrem Wohlbefinden. Sie entwickelte ein Gefühl von Déjà-vu, wenn sie die Sprache einer anderen Person wahrnahm, sowie Panikattacken und Angstzustände. Eine weitere „Nebenwirkung“ waren luzide Träume und das Gefühl der Unwirklichkeit im Wachzustand. Die Autorin wandte sich hilfesuchend an eine Klinik und erhielt nach einer Reihe von Untersuchungen eine schreckliche Diagnose – Epilepsie. Das EEG hatte eine Anomalie im Schläfenlappen ihres Gehirns bestätigt.

Im Laufe der nächsten Jahre entwickelte Boccard-Binet Anfälle. Acht Jahre nach dem Experiment fühlt sie sich müde und erschöpft von den ständigen Medikamenten, die sie nehmen muss, um ein normales Leben zu führen. Die Wissenschaftlerin glaubt, dass der während des Experiments eingeführte Mikrostrom die Krankheit verursacht oder Anomalien verschlimmert haben könnte, deren sie sich nicht bewusst war. Nun fordert die Wissenschaftlerin die Einführung von verpflichtenden MRTs für alle Freiwilligen in ähnlichen Studien.

Der Artikel wurde im November 2020 in der Zeitschrift Epilepsy & Behavior Reports veröffentlicht.

 

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